Bad Honnef – „Von Nix kommt Nix.“, lautet der Slogan von SWB mobil. Den nahmen sich heute die Parteien der NRW-LandtagskandidatInnen in Bad Honnef zu Herzen und rührten ordentlich die Wahl-Trommel.
Die Bürgerinnen und Bürger hatten beim „Wahl-up“ am Samstag in der Fußgängerzone die Qual der Wahl. Vier Parteien bauten ihre Stände auf, zwei – die CDU und die Grünen – in direkter Nachbarschaft. Damit sich die Wählerinnen und Wähler besser orientieren konnten, zeichnete ein Spaßvogel Richtungspfeile auf das Pflaster.
Den besten Stellplatz sicherten sich die Grünen. Für jeden, der von der Bahnhofstraße aus in die City wollte, war Grün die erste Farbe.
Der Ortsverband hat nach eigener Aussage den größten Mitgliederzuwachs überhaupt, hat sich auch führungstechnisch neu aufgestellt. Schon gemerkt: Seitdem die Grünen ihre Rolle in der Badestadt gefunden haben, gibts auch Demos in der City.
Landtagskandidatin Dr. Derya Gür-Şeker, seit 2001 in der grünen Partei, hat sich im Bad Honnefer Ortsverband schnell in die erste Reihe vorgearbeitet. Für sie heißt Politik, die Zukunft von morgen gestalten. Und dazu gehört eben, dass sie nicht hintenan steht. Wie das in der Praxis aussehen kann, konnten BeobachterInnen neulich am Rande des Besuchs von Ministerpräsident Hendrik Wüst auf der Insel erleben. Nachdem der Ministerpräsident ein paar Sätze gesprochen hatte, bahnte sich die grüne Mutter dreier Kinder schnurstracks den Weg nach vorn und ließ Wüst, die SPD-Kandidatin Dr. Charlotte Echterhoff und die ebenfalls anwesende Europa-Abgeordnete und Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley, buchstäblich hinter sich. Bevor die grüne Kandidatin sich zur landespolitischen Lage äußerte, zog Wüst konsterniert im Sinne von „Ich habe fertig“ von dannen, Barley rang sich ein Schmunzeln ab.
Kabarett vor der Wahl. Nachher ist es zu spät.
Kurzer Rückblick: Ohne die Bad Honnefer Grünen gäbe es in dieser Stadt keinen Bürgermeister Otto Neuhoff. Der ist zwar parteilos, wurde aber von ihnen 2014 ins Rennen geschickt. Zwischenzeitlich gab es einen Bruch zwischen Teilen der Grünen und dem Stadtoberhaupt und Neuhoff wurde mehr und mehr überwiegend zum Kandidaten der CDU und des Bürgerblocks.
Wie es heute um die Liebe zwischen Verwaltungsspitze und Parteien steht – man weiß es nicht so genau. Immerhin hat Neuhoffs früherer christdemokratischer Weggefährte, Hansjörg Tamoj, laut GA unter anderem wegen eines Mangels an Dialog mit dem Rathaus den Rat verlassen. Öffentlich aufgearbeitet wurde die Entscheidung bislang noch nicht so richtig. Und auch der langjährige CDU-Fraktionsvorsitzende, Sebastian Wolff, war auf einmal weg – wegen einer neuen beruflichen Herausforderung. Immerhin wollte er in seiner Heimatstadt einmal Bürgermeister werden.
Vor dem Modegeschäft Frauenzimmer positionierte sich heute die CDU. Der Vorsitzende des christdemokratischen Stadtverbandes ist auch gleichzeitig CDU-Landtagskandidat: Jonathan Grunwald. Was man ihm nicht absprechen kann: er hat einen starken Bezug zur Stadt-Basis, also beispielsweise zu den Vereinen. Manchmal redet er auch gerne Klartext, beispielsweise auf der Insel Grafenwerth zum Thema Nonnenwerth, hier speziell Richtung Inseleigentümer und Schulbetreiber Peter Soliman. Alle Achtung! Anlass war der Eintrag von NRW-Ministerpräsident Wüst ins Goldene Buch der Stadt. Wie Grunwalds lokales Engagement aussieht, sollte er in den Landtag gewählt werden, bleibt dann abzuwarten.
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Die CDU Bad Honnef verwundert sowieso zurzeit – im positiven Sinne. Sie hat eine mitgliederstarke Nachwuchsorganisation, um die sie die Sozis bestimmt beneiden. Allerdings setzt die Junge Union – merkwürdig – politisch keine Akzente.
Besser macht es da die SeniorenUnion, die überwiegend aus Frauen besteht. Klar: Vorsitzender ist einer der wenigen Männer. Immerhin erhielt bei der jüngsten Wahl zur Bad Honnefer Seniorenvertretung eine CDU-Seniorin mit Abstand die meisten Stimmen. Susanne Langguth. Mal sehen, wohin das führt.
Zuletzt hat die SU das „voluminöse“ Bauverhalten in Bad Honnef aufs Heftigste kritisiert. Dass so etwas möglich ist, liegt an einer fehlenden Bauplanung. In einem Konzept zeigen die christdemokratischen Senioren auf, was dringend geschehen muss. Das wurde nun von der normalen Bad Honnefer CDU aufgegriffen. Wir sind gespannt, wie sie damit umgeht.
Nun könnte es sein, dass sich die Oldies einem anderen heißen Thema zuwenden: „Stadtmarketing“. Bestätigt ist das nicht. Ein Gerücht also. Käme es so, dürfte sich das Bad Honnefer Wirtschaftsleben vermutlich über neue Impulse freuen.
Die FDP, die zu Beginn der Woche Kandidat Andreas Pinkwart im Anno empfing, wurde vom Bad Honnefer FDP-Chef Carl Sonnenschein und Kreistagsmitglied Felix Keune vertreten. Keune ist der Sohn der Bad Honnefer Bundestagsabgeordneten Nicole Westig.
Lokal hat die FDP eigentlich eine mächtige Position. Sieht man CDU und Bürgerblock auf der einen, und die Grünen und die SPD auf der anderen Interessensseite, ergibt sich ein Patt. Die FDP ist somit mit ihren zwei Sitzen das Zünglein an der Waage.
Auffallend: Auf der Website der BH-FDP liegt der letzte Eintrag gut sieben Monate zurück. Bemerkenswert, weil sich die Freien Demokraten doch als Digital-Partei positionieren. Ihr Kandidat Pinkwart ist Digitalminister und sagte letztes Jahr noch dem Handelsblatt: „Deutschland muss digital durchstarten, um international aufzuholen.“ Also: entweder hat die BH-FDP nicht viel mitzuteilen, oder sie ist doch noch nicht so digitalaffin, wie sie es gerne nach außen vermittelt. Dabei könnte sie doch gerade mit diesem Thema in Honnef so richtig punkten.
Zum ersten Mal kandidiert „Charly“ Heinz-Jürgen Hörster aus Aegidienberg für die Partei dieBasis. Früher war er auch schon mal bei den Grünen und den Linken, verließ die Parteien aus eigenem Antrieb, weil ihm laut GA offensichtlich irgend etwas nicht passte. Nun also dieBasis.
Die „Basisdemokratische Partei Deutschland“ wurde im Juli 2020 in Hessen gegründet. Zu ihrer Vorgeschichte gehört auch die Partei „Widerstand 2020“, die zuvor von Gegnern der staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie ins Leben gerufen wurde und mehrere herausgehobene Personen aus der Querdenker-Bewegung versammelte.
Das Ende der Wahlmeile (immer noch von der Bahnhofstraße Richtung Linzer Straße aus gesehen) bildete die SPD. Dort gab es – wie bei den Grünen – leckere Plätzchen. Die Sozis haben nach eigenen Angaben ein demografisches Problem, denn junge MitgliederInnen sind bei ihnen ein Mangel. Früher, also zu Zeiten von Willy Brandt und Co, waren gerade die Sozialdemokraten Hoffnungsträger einer jungen, veränderungswilligen Bürgerinnen- und Bürgergeneration. Sie gaben nicht nur den Ton an, wenn es um fortschrittliches Denken und eine mufffreie Republik ging, sondern auch um die Förderung der Kultur.
Die drittstärkste Kraft im Bad Honnefer Rat warb am Vogelbrunnen vis-à-vis von Aliceon für ihre KandidatInnen. Für Bad Honnefer SPD-WählerInnen ist das Dr. Charlotte Echterhoff. Vermutlich hat sie den schwersten Stand in der Badestadt, dort ist sie im Vergleich zu ihren KonkurrentInnen eher unbekannt. Sie kommt aus St. Augustin.
„Als eines von vier Kindern bin ich in Meckenheim aufgewachsen, habe in Bonn studiert und fühle mich hier im Rheinland pudelwohl. Ich bezeichne mich als Europäerin, mag Sport, lerne gerne Sprachen und freue mich, wenn ich Zeit zum Kochen habe“, teilt sie auf ihrer Website mit. Für sie sei es kein Option, das Feld populistischen und antidemokratischen Leuten zu überlassen und nennt dabei Donald Trump und die AfD. Ihren Kindern möchte sie auch durch soziales Engagement Vorbild sein.
Die Bad Honnefer Sozis jedenfalls sind froh, Charlotte Echterhoff als Kandidatin zu haben, auch weil sie so jung sei, heißt es dort.

Von den SpitzenkandidatInnen war bis Mittag nur die Grüne Dr. Derya Gür-Şeker vor Ort. Die anderen hatten Termine außerhalb Bad Honnefs. Am kommenden Samstag, einen Tag vor der Wahl, wollen jedoch alle noch einmal den persönlichen Kontakt zu den Wählerinnen und Wählern in Bad Honnef suchen.
Mit der Europaabgeordneten Terry Reintke hatten die Grünen einen besonderen Gast eingeladen. Nach Gesprächen in der Innenstadt unternahm sie einen Spaziergang durch die City und besuchte die Inselperle Grafenwerth.