Remagen – Auch in diesem Jahr planen Neonazis einen Aufmarsch in Remagen. Verschiedene Bündnisse kündigen Protestaktionen an.
Anlass für das alljährliche Auftreten bildet der Opfermythos rund um die sogenannten „Rheinwiesenlager“ in der Region um Remagen. Es handelt sich dabei um Kriegsgefangenenlager der Alliierten zum Ende des zweiten Weltkrieges. Dort waren neben Wehrmachtssoldaten auch Angehörige der Waffen-SS inhaftiert. Aufgrund der schlechten Versorgungslage zum Kriegsende kamen etwa 4.000 von insgesamt ca. 1.000.000 Gefangenen ums Leben. Die Organisator:innen der rechten Demo behaupten dagegen, es wären dort eine Million Gefangene ermordet worden. Des weiteren sprechen sie von den faschistischen Soldaten als ihre „Helden“.
„Heute sind die Rheinwiesenlager, ihre Ursachen und Folgen zumeist nicht mehr bekannt. Wenn daran erinnert wird, entstehen oft stereotype Vorstellungen des Leids, die den historischen Hintergrund ausblenden. Vertreter der extremen Rechten nutzen die Thematik und verbreiten falsche, übertriebene oder aus dem Zusammenhang gerissene Darstellungen der Bedingungen in den Kriegsgefangenenlagern, um Stimmung gegen demokratische Werte zu machen. Die Rheinwiesenlager müssen aber mit dem politischen und militärischen Geschehen vor 1945 in Verbindung gebracht werden, denn die Lager sind eine Folge der NS-Diktatur, des von Deutschland ausgehenden Zweiten Weltkriegs sowie der nationalsozialistischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. (Landeszentrale Politische Bildung Rheinland-Pfalz)
Gegenaktionen
Trotz Corona wird es Gegenaktionen geben. So plant das Bündnis „Remagen für Frieden und Demokratie“ eine Menschenkette und einen Friedensspaziergang. Das Bündnis ,,NS Verherrlichung stoppen“ organisiert eine Gegendemo.
Das Bündnis „#BlockZHG“ (ZHG=„Zentrales Heldengedenken“, offizieller Name der faschistischen Demo) kündigt sogar Blockadeaktionen an, um den Aufmarsch zu verhindern. „Bei faschistischem Terror wie in Halle oder Hanau können wir nicht wegschauen. (..) Da der Staat Nazi-Demos zulässt, liegt es an uns: Wenn im November der III. Weg, die NPD, die Rechte und Kameradschaften nach Remagen kommen, werden wir uns aktiv querstellen!“, erklärt #BlockZHG“.
Betont wird auch, dass rechte Hetze nicht nur von Neonazis ausginge, sondern auch von bürgerlichen Politiker:innen und Medien, und auch in dieser Form bekämpft werden müsse. Der Aufruf wurde von 22 Gruppen unterzeichnet.