Bad Honnef – Die heimischen Wälder litten in den vergangenen Jahren unter Trockenheit und Hitzeperioden. Schädlinge wie der Borkenkäfer können sich in bereits geschwächten Bäumen besonders schnell vermehren und dann zu einer Population anwachsen, die gefährlich für den Waldbestand werden kann. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wurde 2019 mit 32 Millionen Kubikmetern fast dreimal so viel Schadholz aufgrund von Insektenschäden eingeschlagen wie im Vorjahr mit 11 Millionen Kubikmetern. Im Jahr 2017 waren es noch 6 Millionen Kubikmeter.
Niederschlagsarm, sonnenreich und heiß – in den vergangenen Jahren verzeichnete der Deutsche Wetterdienst außergewöhnlich warmes und trockenes Wetter. Waldschäden entstanden aber nicht nur durch Dürre, sondern unter anderem auch durch Stürme, Brände, Schneebruch, sowie Krankheits- und Pilzbefall. Mit knapp 68 % war der Anteil des Schadholzeinschlags am gesamten Holzeinschlag im Jahr 2019 mehr als dreimal so hoch wie im Jahr 2010 mit 19,7 %. Im Jahr 2019 wurden 46 Millionen Kubikmeter Schadholz geschlagen. Der Holzeinschlag insgesamt betrug im vergangenen Jahr 68 Millionen Kubikmeter, im Jahr 2010 waren es 54 Millionen Kubikmeter.
Etwa 83 % des gesamten Holzeinschlags 2019 entfielen auf Nadelhölzer wie Fichten, Tannen, Douglasien, Kiefern und Lärchen (insgesamt 56 Millionen Kubikmeter). Von den geschlagenen Beständen der Nadelhölzer wurden 43 Millionen Kubikmeter und somit 77 % aufgrund von geschädigten Bäumen gefällt. Häufigste Ursache für die Schäden bei Nadelgehölzen war auch hier der Insektenbefall: Er war für 31 Millionen Kubikmeter (73 %) des Schadholzeinschlags verantwortlich.
Immer mehr Bäume zeigen Anzeichen von Trockenstress
Werden Bäume mit zu wenig Wasser versorgt, fällt der Druck ab, mit dem das Wasser von den Wurzeln in die Kronen transportiert wird. Hängende Blätter sind ein erstes Anzeichen dafür. Kritisch wird es, wenn die Bäume ihre Blätter, Früchte oder sogar Äste abwerfen und ihre Kronen dadurch lichter werden. Der Anteil von Bäumen mit deutlichen Kronenverlichtungen stieg laut der Waldzustandserhebung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft im Jahr 2019 auf 36 % (2018: 29 %). Für einen Großteil der Bäume (42 %) wurde eine schwache Verlichtung der Baumkrone festgestellt. Nur rund ein Fünftel der Bäume (22 %) zeigte demnach im vergangenen Jahr keine Kronenverlichtung.
Schadholz machte im vergangenen Jahr mehr als zwei Drittel des gesamten Holzeinschlags in den Wäldern aus, was ebenfalls außergewöhnlich viel war. Nach Angaben des Bundesamts lag der Anteil 2010 nur bei rund 20 Prozent. Waldschäden entstanden aber nicht nur durch Dürre, sondern unter anderem durch Stürme, Brände, Schneebruch, sowie Krankheits- und Pilzbefall. Etwa 80 Prozent der zu fällenden Bäume entfielen voriges Jahr auf Nadelhölzer wie Fichten, Tannen, Douglasien, Kiefern und Lärchen – insgesamt 56 Millionen Kubikmeter.
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Bad Honnefer Stadtwald stark betroffen
Auch der Bad Honnefer Stadtwald ist stark betroffen, nach Einschätzung der Stadt droht ein Verlust von rund zwei Dritteln der Bäume, meist Fichten. 15.000 durch Trockenheit und Borkenkäfer geschädigte Fichten wurden bereits mit Holzvollerntern entsorgt. Der BUND hält das für eine falsche Vorgehensweise, ebenso Waldfachleute wie Pierre Ibisch, der kürzlich im SPIEGEL erklärte, gegen die Käfer helfe die Strategie des leeren Waldes nicht. Wenn man nicht im richtigen Moment wirklich fast alle betroffenen Bäume wegbringen würde, hätte man keine Chance. Deswegen sei auch die Borkenkäferbekämpfung der vergangenen Jahre nicht erfolgreich gewesen.
Auch Förster Peter Wohlleben hält den Einsatz von schwerem Gerät im Wald für unnütz. In einem RTL-Interview erklärt er: „Wenn eine 70 Tonnen schwere Maschine über den Waldboden fährt, verdichtet sie diesen und der Wald kann kein Wasser mehr speichern. Wichtig für die Wälder ist der Winter-Niederschlag“. „Wenn wir den Bäumen den Tank platt fahren mit schweren Maschinen, dann vertrocknen die Bäume. Wenn wir den Wald dann auch noch auflichten, kommt mehr Sonne rein und er heizt sich auf“.
In einem Beitrag zur Borkenkäferbekämpfung im Bayerischen Wald schreibt Greenpeace München: „Eine effektive Borkenkäferbekämpfung bedeutet zügige Baumentnahme und ist auf größerer Fläche gleichbedeutend mit einem Kahlschlag. Kahlschläge sind für das Ökosystem sehr negativ und auch für den Wasserhaushalt eine extreme Belastung. Eine natürliche Wiederbewaldung findet auf Kahlflächen außerdem langsamer statt, als wenn ein Fichtenbestand abstirbt und die Bäume auf der Fläche belassen würden. In den Jahren 2008 bis 2010 wurde der Borkenkäfer im Nationalpark durch große Kahlschläge aufgehalten, und damit große Schäden wie z.B. Bodenschäden durch schwere Erntemaschinen hinterlassen.“
Im Nationalpark Schwarzwald gibt es ein eigenes Borkenkäfermanagement, das sich an wissenschaftliche Erkenntnissen orientiert. Dementsprechend sucht der Borkenkäfer in der Regel den nächsten Baum im Umkreis von ca. 500 Metern auf. Deshalb findet das intensive Borkenkäfermanagement in einem 500 Meter breiten, rund um den Nationalpark angelegten Pufferstreifen statt. Dieser Pufferstreifen ist wiederum in 100 Meter breite Claims unterteilt. Für jeden dieser Bereiche ist ein Mitarbeiter zuständig.
Sicher ist, dass die Natur, also auch der Wald, wegen der klimabedingten Gefahr mehr als bisher geschützt werden muss. Den besten Schutz sehen manche Fachleute darin, dass man in Kombination mit einer Steuerung den Wald „machen“ lässt. Eine solche Kombination ist auch Teil der Idee von Nationalparks.
Um Bewegung in die Klima- und Walddiskussion in Bad Honnef zu bringen, rief der SPD-Bürgermeisterkandidat Klaus Munk in der letzten Woche wieder das Thema Nationalpark Siebengebirge in Erinnerung. Laut der Landesregierung von Badem-Württemberg bietet ein Nationalpark weitreichende Chancen für den Natur- und Artenschutz.
- Der großflächige Schutz schafft Platz für einen strukturreichen Urwald von morgen.
- Den gefährdeten Arten werden großräumige Lebensräume gesichert.
- Vom Menschen weitgehend ungestörte Entwicklungsprozesse der Natur lassen sich erforschen und an vielen Stellen persönlich erleben.
2009 wurde ein Nationalpark Siebengebirge durch ein Bürgerbegehren in Bad Honnef verhindert. Mehr als um die Natur ging es damals offensichtlich um Bürgerbeteiligung und Bürgerwillen. Der damalige Sprecher des Bürgerbegehrens, Prof. Dr. Karlheinz Merten, schickte einen Leserbrief zu Munks „Quergedanken“ an die Honnefer Wochenzeitung, die ihn veröffentlichte. Unter anderem ist dort zu lesen: „… seine (Munks, d. Red.) Forderung bedeutet ja auch eine grobe Missachtung der Mehrheit der Bad Honnefer in Berg und Tal, die damals beim Bürgerentscheid gegen den Nationalpark und damit auch gegen die SPD gestimmt haben.“
Übrigens: Damals gab es (noch lange) keinen Bürgermeister Otto Neuhoff, Jürgen Rüttgers war NRW-Ministerpräsident und in Deutschland kannte keiner die AfD. Laut wetterkontor.de betrug das durchschnittliche Temperaturmittel im Jahr des Bürgerbegehrens gegen einen Nationalpark Siebengebirge 10,7 Grad, 2019 11,5 Grad.